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Auf den Spuren von Cezanne und van Gogh in der Provençe

Reise des Kunstvereins Kreis Soest e.V. vom 27. Mai bis 5. Juni 2004

37 Mitglieder des Kunstvereins Kreis Soest begaben sich in die Provence, um auf den Spuren von Vincent van Gogh und Paul Cezanne zu wandeln. Die zehntägige Kulturreise startete in Lyon, dem ehemaligen Lugdunum der Römer. Lyon, die zweitwichtigste französische Stadt nach der Kapitale Paris, überraschte die Reisenden im Tal mit einer quirligen Altstadt, die beim Durchschreiten der Hinterhofpassagen überraschende Einblicke in die mittelalterlichen Quartiere erlaubte. Unter höchst sachkundiger Führung erklommen wir mit dem Bus vorbei an den römischen Ausgrabungen die Anhöhe Fourviere. Diese wird gekrönt von der 1872 erbauten, modernistischen Basilika. Der Blick auf die Altstadt umschlungen von Rhone und Saône machte uns sprachlos. Um wieder in die Gegenwart einzutauchen, suchten wir zwei neuere Viertel auf. Dort wurden wir mit Wandmalereien (Trompe-l`œil) konfrontiert, die uns eine täuschend reale Welt vorgaukelten.

Danach ging es auf der Route Nationale 7 rhoneabwärts Richtung Maussane, unserem Standquartier in der Provence. Maussane ist bekannt durch das beste Olivenöl Frankreichs. Von daher war es nicht so außergewöhnlich, dass uns das zauberhaft gelegene Hotel mit typisch provençalischer Küche verwöhnte. Vom Hotel aus steuerten wir in den nächsten Tagen sternförmig unsere weiteren Reiseziele an:

Die Camargue, das Flussdelta der Rhone empfing uns mit grünen Reisfeldern, schwarzen Stieren, weißen Pferdeherden und rosafarbigen Flamingos. Angekommen sind wir zunächst in Aigues Mortes, einer Gründung Ludwig des Heiligen, deren Stadtkern von einer vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer umschlossen wird. Vorbei an den Salinen mit ihren glitzernden Salzbergen ging es weiter in Richtung der direkt am Meer gelegenen Stadt Saintes-Maries-de-la-Mer, dem Wallfahrtsort der Zigeuner, wo Vincent van Gogh sich fast eine Woche aufhielt und am Strand und vor den Stadtmauern Motive für seien Gemälde fand.

Zur mittelalterlichen Ruinenstadt Les Baux, die dramatisch hoch über der Ebene mit ihren Olivenhainen und Weinfeldern auf einem felsigen Hochplateau thront und deren wilde Schönheit bereits Rilke besang, stiegen die Teilnehmer auf. Quasi als Zwischenstopp gedacht nahmen die Teilnehmer die Gelegenheit wahr, sich an Alexandria, einem multimedialen Spektakel, dargeboten in den Höhlen der weißen Steinbrüchen von Les Beaux, zu ergötzen. Auf der Rückfahrt zum Quartier näherten wir uns allmählich Montmajour, einer im Sumpfland auf einer Anhöhe befindlichen wehrhaften Abtei. Diese galte s dann zu erkunden.

Arles mit seiner römischen Arena, der wunderbaren Kirche Saint Trophime und seiner römischen Arena stand auf dem Programm. Wir wollten jedoch primär auf den Spuren Van Goghs wandeln. An bestimmten Punkten in der Stadt wurden wir mit den mittlerweile historisch gewordenen Orten konfrontiert, die van Gogh malerisch festgehalten hat. Am Ende betraten die Kunstreisenden die Fondation Van Gogh. Berühmte Künstler verschiedener Nationalität hatten sich die Aufgabe gestellt, van Gogh zu „huldigen“. So kam eine wunderbare Hommage an den Maler van Gogh zustande.

Die Spurensuche wurde in Saint Rémy, welches uns mit seinen römischen Denkmälern Römisches Stadttor und Totenmal faszinierte, fortgesetzt. Saint Remy, das römische Glanum ist das Pompeji der Provence. Unverhofft gerieten wir in Glanum in einen feierlichen Aufzug, einen Fackellauf. Athen ließ grüßen. Der Bürgermeister hoch zu Ross mit seiner Begleiterin im Damensitz begrüßte die Soester Gruppe. Frauen aus dem Orte in Arlesianer Tracht tanzten dazu. Über eine lange Baumallee näherten wir uns später der Heilanstalt, in der sich van Gogh eine Zeitlang freiwillig aufhielt. An mehreren Punkten der ehemaligen Klosteranlage fanden sich Hinweisschilder mit malerischen Motiven van Goghs. Allbekannte Motive galt es jetzt, am authentischen Ort zu erleben. Sein Zimmer, seine Ausblicke waren weitere Höhepunke unseres Aufenthaltes. Überrascht wurden wir in den Räumen mit einer Art-brut-Ausstellung: Zum therapeutischen Konzept der Klinik gehört es, dass die Patienten unter Anleitung sich malerisch äußern. Eine wunderbare Entsprechung der Arbeit der Soester Kunstpraxis. Wir hoffen, dass es zu einem Austausch der beiden Institutionen kommt. Ein Abstecher galt dem berühmten Bild van Goghs, der Brücke von Arles. Vor der Brücke stellten sich die Reisenden auf zum Gruppenfoto.

Nimes verführte uns mit seinem Jardin de la Fontaine. Diese Parkanlage mit ihren umfangreichen Wasserspielen war an diesem sonnendurchfluteten Tag Erfrischung für Leib und Seele. Durch den schattigen Park stiegen wir auf zum Tour Magne, dem ältesten römischen Denkmal Nimes. Von der Turmspitze aus richtete der Blick sich auf das römische Amphitheater sowie das Maison Carrée, einen griechisch anmutenden Tempel. Direkt daneben befindet sich ein Neubau, das Musee Carrée. Ein Museum mit provozierender zeitgenössischer Kunst, dass nicht alle Mitreisenden ansprach. Von Norman Forster erbaut. Sie wissen schon, das ist der mit der Reichstagskuppel. Danach ein Ausflug zum Pont du Gard, dem großartigen Äquädukt aus römischer Zeit. Römische Wasserkunst vom Feinsten. Von unterschiedlichen Seiten zu bestaunen. Vom Tal aus, von der Anhöhe sowie von der Brücke selbst war ein Kunstgenuss. Satt mit Eindrücken ging es wieder zurück nach Maussane, unserem Hotel.

Ein weiterer Höhepunkt der Reise war Aix-en-Provençe, die Kulturmetropole von Südostfrankreich. Das Strassengewirr, die unregelmäßigen Plätze, die Einkaufsmeilen verführten zu ausgedehntem Bummeln. Vorab kam es jedoch zu Begegnungen mit Paul Cezanne und Victor Vaserely. Cezannes Atelierhaus befand sich in einer kleinen Gartenanlage hinter Mauern versteckt. Von Ferne grüßte uns sein Lieblingsmotiv der Mont Saint Victoire. Das Atelier schien der große Meister des Impressionismus eben erst verlassen zu haben. So der Eindruck der Besucher. Dann ab zum Kontrastprogramm. Der rechteckige Museumsbau der Fondation Vaserely strotzte nicht mit Bescheidenheit. Der Schöpfer konstruktivistischer wie auch kinetischer Kunst konfrontierte uns mit einer didaktischen Farb- und Formenschau mit Stockwerk hohen Gemälden und Objekten. Nach dem Wechselspiel von Farben und Formen tauchten wir ein in das Strassengewirr von dem höchst lebendigen Aix-en-Provençe.

Nach soviel spannendem städtischem Umfeld galt es wieder einmal dem betörenden Licht sowie den Farbtönen der Landschaft der Provence nachzuspüren. Die Fahrt führte uns ins Gebirge. Vorbei an der malerischen Felsstadt Gordes und kurz nach einer Serpentinenabfahrt haltgemacht an der Abtei Senanque. Abstecher zur Fontaine Vaucluse, einem Naturwunder, welches schon Petrarca beeindruckte. Weiterfahrt durchs Gebirge nach Roussillon. Am ockerfarbigen rotleuchtenden Fels klebt wie gemalt die pittoreske Stadt, das vormalige Zentrum der Farbindustrie. Wir erklommen das Städtchen und machten uns danach auf den Weg zu einer Fondation, die sich um eine Wiederbelebung der Herstellung natürlicher Erdfarben bemüht. Ein leider nicht ganz gelungenes Muss – die Führung durch die Farbmühle war leider wenig ergiebig - für die Teilnehmer der Reise des Kunstvereins.

Zum Abschluss der Reise mussten sich die Reisenden mit tobenden Winden auseinandersetzen, dem südfranzösischen Mistral. Ein Wind der sich von den Alpen runterstürzt und alles und jeden durchrüttelt. Windumtost dann auch unser Besuch der berühmten Mühle von Alphonse Daudet, der in seinem Buch „Briefe aus meiner Mühle“ mit Liebe die Bewohner der Provence karikiert. Abschlussessen im Hotel. Am nächsten Morgen Abfahrt Richtung Lyon mit Zwischenstationen in Avignon und Orange. In Avignon Papstpalast und das Museum Petit Palais mit der Sammlung Campana sowie last not least die vielbesungene Brücke von Avignon: In Orange bewunderten wir das verwitterte Siegestor sowie das grandiose Amphitheater. Nach Zwischenaufenthalt in einem Lyoner Hotel Rückfahrt nach Soest. Heimgekehrt aus dem Land des Lichtes und der Farben. Und zum Abschied gab es noch eine beginnende Lavendelblüte. Provençe wir kommen wieder! So das Resumee der Mitglieder des Kunstvereins.

Klaus I. Rogge

 

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